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Wann glückt Bindung? Info in der PRAXIS für Gesundheit und Lebensfreude

Bindungstheorie

Bindung und Familie - Info in der PRAXIS für Gesundheit und Lebensfreude

Inhalt

Wann glückt Bindung?

Geglückte Bindung ist die Basis für glückliche Beziehung. Doch wann ist Bindung geglückt?

Es wurde viel geforscht zum Thema Bindungstheorie. Über eines sind sich die Forscher (Ainsworth, Bowlby, Briesch, Guedeney et al.) einig:

Eine sichere Basis ist die Voraussetzung für ein optimales Verhältnis zwischen Bindung und Freude am Entdecken der Welt.

Unsicherheit ist nicht per se negativ, sondern in einem gewissen Mass gehört es zum menschlichen Dasein. Je mehr Unsicherheit ein Mensch aber während der frühkindlichen Entwicklung erfährt, desto weniger kann es sich der Entdeckung der Welt widmen.

Was ist eine sichere Bindung?

Bindung wird dann als sicher erlebt, wenn meine Bezugsperson auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert. So kann sich das Kind vertrauensvoll mit der Entdeckung der Welt befassen. Wenn etwas das Kind verunsichert, kann es sich sicher sein, von seinem Umfeld bedingungslos unterstützt zu werden. 

Eine sichere Bindung fördert das Selbstvertrauen, die Selbstkompetenz und die Fähigkeit, gesunde soziale Beziehungen zu leben.

Was ist eine unsichere Bindung?

Bei einer unsicheren Bindung erlebt das Kind die Bezugsperson als unzuverlässig, nicht anwesend oder im falschen Moment präsent.

Bei unsicheren Bindungen unterscheidet man zwischen der „vermeidenden Bindung“ und der „ambivalenten respektive ängstlichen Bindung“.

Was ist eine vermeidende Bindung?

Beim vermeidenden Bindungsstil ist die Bezugsperson immer dann abwesend, wenn das Kind deren Unterstützung benötigen würde. Wenn das Kind der Bezugsperson zeigt, dass es alleine zurechtkommt, ist die Bezugsperson präsent. 

Diese Art von Bindung fördert beim Kind die Überzeugung, dass es alleine klar kommen muss und keinesfalls zeigen darf, dass es Hilfe benötigt.

Was ist eine ambivalente Bindung?

Bei der ambivalenten Bindung kann das Kind nicht zum Vornherein wissen, wie die Bezugsperson reagiert, wenn es diese benötigt. Mal ist diese präsent, dann wieder nicht. 

So muss sich das Kind dauernd rückversichern, ob die Bezugsperson präsent ist oder nicht. Unter diesem Umstand bleibt dem Kind wenig Spielraum um die Welt zu entdecken, da es mit seiner Aufmerksamkeit stets bei der Bezugsperson ist. 

Ausserdem muss das Kind in dauernder, allenfalls auch übertriebener Interaktion mit der Bezugsperson bleiben um deren Aufmerksamkeit zu bekommen. Dieses Verhalten beschreibt auch der Begriff „enthemmte Bindungsstörung“.

Was ist eine desorganisierte Bindung?

Die einzige wirklich per se schädigende Bindungsform  ist die desorganisierte Bindung. In diesem Fall weiss das Kind nie, wie die Bezugsperson reagiert. Während bei den unsicheren Bindungsfomen noch kompensatorische Verhaltensweisen zu mehr Bindung führen, fällt diese bei der desorganisierten Bindung gänzlich weg. Das Kind muss jederzeit damit rechnen, unterstützt, zusätzlich verängstigt, bestraft oder sogar im Stich gelassen zu werden, so dass es keinerlei Strategie entwickeln kann, wie es mit der Situation umgehen kann.

Wie kann man eine Bindungsstörung erkennen?

Die Symptome einer vorhandenen Bindungsstörung sind zahlreich und vielfältig. In der Kindheit sind es beispielsweise: Furchtsamkeit, Übervorsichtigkeit, Unglücklichsein, Mangel an emotionaler Ansprechbarkeit, Verlust oder Mangel an emotionalen Reaktionen und Apathie, allenfalls auch kognitive und sprachliche Entwicklungsverzögerung.

Bindungsstörung kann soweit führen, dass das Bedürfnis nach Nähe komplett abgespalten wird, um das Gefühl der Kontrolle zu behalten.

Wie lässt sich eine Bindungsstörung behandeln?

Eine Bindungsstörung lässt sich nur ausgleichen, indem das Kind – oder auch der Erwachsene –  eine Umwelt erfährt, die stabil ist und die kindliche Entwicklung fördert.

Wie wirkt sich Bindungsstörung auf Partnerschaft aus?

Es gelingt bindungsgestörten Menschen nicht, sich dem anderen gegenüber zu öffnen. Sie können schöne Momente zwar genießen, leiden aber gleichzeitig, weil sie nicht zulassen möchten, dass der andere ihnen etwas bedeutet, da sie im tiefsten Inneren überzeugt sich, dass es keine sichere Bindung gibt.

Deshalb halten bindungsgestörte Erwachsene den (potenziellen) Partner auf Abstand, um sich nicht abhängig zu fühlen oder Erwartungen erfüllen zu müssen, die sie ihrer Meinung nach nur enttäuschen können und dann verlassen werden.

In manchen Fällen meidet der Betroffene feste Beziehungen, bleibt allein oder hat lediglich oberflächliche Affären.

Typische Anzeichen sind:

  • Rückzug (Gründe: Arbeit, Hobbies etc)
  • Verweigerung körperlicher Nähe
  • mangelndes Verantwortungsgefühl (einfach weggehen ohne Bescheid zu sagen)
  • grundlose Vorwürfe (Streit vom Zaun brechen um Distanz zu schaffen)
  • Weigerung, gemeinsame Ziele festzulegen 
  • sich überraschend trennen

Übrigens ist das beziehungsvermeidende Verhalten kein primär männliches „Vorrecht“. Frauen mit Bindungsstörungen suchen sich beispielsweise Partner, welche sie auf Distanz halten, oder die vergeben oder anderweitig unerreichbar sind.

Was tun bei Bindungsstörung?

Bei Kindern führt zur Heilung von Bindungsstörung kein Weg an erlebten stabilen, sicheren Beziehungen vorbei. Oft müssen sie zu diesem Zweck aus dem bestehenden Umfeld in ein Sicherheit gewährendes Umfeld gebracht werden.

Im Erwachsenenalter hilft Therapie bei der Bereitschaft, sich mit der Thematik zu befassen.

Eine Therapie gegen Bindungsangst innerhalb einer Partnerschaft nützt nur dann etwas, wenn es beide Partner möchten. Nur dann hat die Liebe ohne Furcht eine Zukunft.

Oft sind Partner von bindungsgestörten Menschen chronisch verunsichert. Sie versuchen – was seinerseits Anzeichen einer unsicheren Beziehung ist – die Kontrolle zurück zu gewinnen, indem sie die Schuld bei sich suchen, sich zu optimieren versuchen, oder sich ihrerseits distanzieren, um wieder spannend für den Partner zu werden. Da Beziehungsgestörte Partner aber all diese Reaktionen als Druck empfinden,  gehen sie noch mehr auf Distanz. Wenn es den betroffenen Partnern von beziehungsgestörten Menschen zu viel wird, weil sie selber an ihre Grenzen kommen, entziehen sich die Beziehungsgestörten ganz.