INSPIRATION

Darm mit Charme in der PRAXIS für Gesundheit und Lebensfreude, Meggen. Luzern, Schweiz

Darm mit Charme

Darm mit Charme – ein Bestseller

Giulia Enders forscht für ihre Doktorarbeit am Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene in Frankfurt am Main. Sie ist zweifache Stipendiatin der Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung. 2012 gewann sie mit ihrem Vortrag „Darm mit Charme“ den 1. Preis des Science Slam in Freiburg, Berlin und Karlsruhe, der zum YouTube-Hit wurde.

In folgendem Interview erklärt uns die zum Zeitpunkt der Aufnahme erst 24 jährige Giulia Enders mehr über ihren Buch-Hit „Darm mit Charme“.

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Zum Inhalt von „Darm mit Charme“

Giulia Enders gewährt einen fundierten Einblick ins Innere des menschlichen Bauchorgans. Dank ihrer jugendlichen Frische bekommt man dabei nicht das Gefühl, dass man sich einer wissenschaftlichen Lektüre widmen würde. Die Sprache ist witzig und frech, was dem Thema jegliche Verstaubtheit nimmt. Kein Wunder gewann Giulia Enders obigen Preis für Ihren Vortrag, welcher authentisch interessiert herüber kommt und deshalb viele Menschen zu begeistern wusste. Als besonderer Pluspunkt sind die Zeichnungen der Schwester Jill Enders zu erwähnen, die den Band unterhaltsam und teils ulkig bebildern.

Enders erläutert beispielsweise die einzelnen Stationen und den Aufbau des gesamten Verdauungstraktes. Sie geht auf die Beteiligung des Darms beim Entstehen von Allergien und Intoleranzen ein, analysiert den Kot im Allgemeinen und Besonderen und erklärt das Nervensystem des Darms. Es gibt reichlich Platz für die Erläuterung von Krankheiten, dem Zusammenhang zum Darmmilieu. Nach der Lektüre des letzten Teils, in dem sich die Doktorandin den Bakterienkulturen widmet, erahnt man etwas von der Komplexität des bislang unterschätzten Organs. Gleichzeitig büsst der Stil allerdings an Heiterkeit ein und wird bis zum Schluss zunehmend wissenschaftlicher, die Illustrationen rarer.

Ein Dankeschön an die Autorin

Zuerst einmal ein Dankeschön für diesen umfassenden ersten Überblick, den Giulia Enders der Welt mit ihrem Buch präsentiert!

Nach der Lektüre des letzten Teils, in dem sich die Doktorandin den Bakterienkulturen widmet, erahnt man etwas von der Komplexität des bislang unterschätzten Organs. Weil gegen Ende das Buch immer wissenschaftlicher wird, büsst der Stil an Heiterkeit ein. Erst da mag dem Leser bewusst werden, wie anspruchsvoll es ist, so ein Thema unterhaltend zu gestalten.

Überlegungen aus naturheilkundlicher Sicht

Besagte Fröhlichkeit verschleiert allerdings gewisse faktische Unsicherheiten. Hinweise auf noch nicht gesicherte wissenschaftliche Tatsachen geben der Lektüre einen schwammigen Touch. Therapeutische Hinweise gehen oft mit dem Tipp einher, einfach selber auszuprobieren. Natürlich ist es nicht Aufgabe von Enders, gleichzeitig Forscherin und Therapeutin zu sein.

Der lockere Schreibstil täuscht ausserdem darüber hinweg, dass sich Giulia Enders fast ausschliesslich auf dem Terrain der Schulmedizin bewegt. Sinngemässe Aussagen wie „da kann man nicht anders, als zu operieren“ zeugen von einer rein schulmedizinischen Sichtweise. Diese ist zwar verständlich aus der Perspektive der Autorin. Etwas Heikel wird es aber, wenn man bedenkt, dass diese Sichtweise das Blickfeld für Alternativen verschliesst. Alternative Behandlungsmethoden, die vorliegende körperliche Leiden durchaus von anderer Seite her lindern oder beheben können. Dem saloppen Ton von Enders kann man fälschlicherweise entnehmen, Sie stehe über dem Thema. Dem ist nicht so, denn sonst hätte Sie auch den naturheilkundlichen Teil in ihr Buch einbeziehen müssen. So bleibt das Buch leider teilweise reine Interpretationssache.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Giulia Enders mit ihrem Buch „Darm mit Charme“ der Welt einen Dienst leistet, indem sie ein Tabuthema salonfähiger gemacht hat. Weniger hilfreich ist, dass das Buch wissensschaftlich daher kommt, dem Laien aber wichtige Informationen vorenthalten bleiben.

 

Die besten Tipps aus „Darm mit Charme“

 

WC Sitzposition - Info im Blog der PRAXIS für Gesundheit und Lebensfreude, Meggen, Luzern, Schweiz

Die richtige Sitzposition auf der Toilette:

„Hämorrhoiden, Darmkrankheiten wie Divertikulitis oder auch Verstopfungen gibt es fast nur in Ländern, in denen man beim Stuhlgang auf eine Art Stuhl geht.“ Das Problem: „Es gibt einen Muskel, der in Sitzhaltung den Darm wie ein Lasso umgreift und in eine Richtung zieht, so dass ein Knick entsteht. So kommt der Kot erst mal zu einer Kurve. Wie bei einer Autobahnausfahrt bremst das ab.“ Die optimale Position ist die Hocke, denn „in der Hocke wird der Darmkanal schön gerade, und alles kann schnurstracks raus.“ Das geht auch auf der konventionellen Toilettenschüssel: „Der Oberkörper wird leicht nach vorne gebeugt, und die Füße werden auf einen kleinen Hocker gestellt.“

Ballaststoffe:

„Es gibt etwas zu essen, was unsere Darmwand ein bisschen anstupst und zur Arbeit motiviert: Ballaststoffe. Sie werden nicht im Dünndarm verdaut und können so im Dickdarm freundlich an die Wände klopfen und Bescheid sagen, dass jemand da ist, der weitertransportiert werden möchte. Die besten Ergebnisse liefern Flohsamenschalen und die etwas netter schmeckenden Pflaumen.“

Mittel gegen Brechreiz:

„Es gibt mittlerweile eine Sammlung an Studien, die belegen, dass Ingwer gut wirkt. Stoffe aus der Ingwerwurzel blockieren das Brechzentrum und damit den Brechreiz. In Bonbons oder Ähnlichem sollte Ingwer allerdings nicht nur als Geschmacksstoff, sondern in echter Form enthalten sein.“

Gegen Salmonellen:

„Salmonellen sind die häufigsten Übeltäter, wenn man sich durch Essen etwas einfängt.“ Doch sie sind vermeidbar. „Regel Nummer eins: Plastikbretter, denn die kann man besser waschen, und Bakterien überleben in ihren Rillen nicht so gut wie in Holz. Regel Nummer zwei: Alles, was in Kontakt mit rohem Fleisch oder Eierschale kommt, sollte heiß und gründlich abgewaschen werden: Bretter und Hände, Besteck, Schwämme oder Salatsiebe.“