„Deutscher Arzt begutachtet Heilungen in Wallfahrtsort Lourdes“ auf FOCUS.DE
„Die meisten Wunder sind gar keine!“
Der Originaltext von Focus.de im Zitat:
„Die meisten Wunder sind gar keine!“
Im Wallfahrtsort Lourdes werden jedes Jahr Dutzende Kranke plötzlich wieder gesund. Die Genesung der wenigsten ist wirklich unerklärlich, sagt der Arzt Rolf Theiß. Der Deutsche gehört zum Mediziner-Komitee, das die Heilungen wissenschaftlich überprüft.
Der Wallfahrtsort Lourdes zieht jedes Jahr sechs Millionen Pilger an. Darunter Zigtausende Kranke, die dort um Heilung bitten. Die Tradition geht auf eine Serie von 18 Marienerscheinungen im Jahr 1858 zurück. Im medizinischen Büro des südfranzösischen Städtchens melden sich jedes Jahr 30 bis 40 Menschen, die nach einem Besuch der Mariengrotte plötzlich wieder gesund wirden – wie sie sagen. „Die wenigsten Fälle aber sind wirklich unerklärlich. Und noch weniger gelten später als Wunder“, sagt Rolf Theiß. Der 66-jährige Chirurg aus Saarburg in Rheinland-Pfalz gehört seit 20 Jahren als einziges deutsches Mitglied dem internationalen medizinischen Komitee an, das in Lourdes ungewöhnliche Heilungen aus wissenschaftlicher Sicht prüft.Zwei bis drei Fälle pro Jahr sind interessantIm vergangenen Jahr meldeten sich Pilger mit angeblichen Heilungserfolgen etwa bei Nierenkrebs, Hepatitis C, Lähmungen und Epilepsie. „Viele Fälle scheiden von vornherein aus“, sagt Theiß, der Französisch fast so gut wie Deutsch spricht. Dazu gehörten zum Beispiel psychosomatische Krankheiten oder ganz offensichtlich vorgetäuschte Heilungen. Auf dem Tisch der 20-köpfigen Expertenkommission landen im Jahr gerade mal zwei oder drei Krankenakten, die die Mediziner aus Europa und den USA dann genau unter die Lupe nehmen.Hauptaufgabe der Professoren und Ärzte sei die Klärung der Krankengeschichte: Um was für eine Erkrankung handelte es sich genau? Anders als noch vor 50 Jahren kämen heute auch viele vorbehandelte Patienten nach Lourdes. „Da müssen wir genau prüfen, ob die Heilung nicht eine Folge der Behandlung sein könnte“, sagt Theiß, der vor seinem Umzug nach Saarburg im Jahr 1997 Chefarzt in einem Dortmunder Krankenhaus war. Wichtig sei auch zu klären, ob eine Krankheit dauerhaft verschwinde. Bis ein Fall als unerklärlich eingestuft werde, werde er manchmal über Jahre der Prüfung unterzogen.Eine unerklärliche Heilung ist noch lang kein WunderEin Wunder ist es dann aber noch lange nicht. Denn für die Anerkennung einer Heilung als Wunder ist die katholische Kirche zuständig – und zwar der Ortsbischof jener Region, aus der der Geheilte stammt. Von den bislang rund 7000 Heilungen, die in Lourdes seit 1858 verzeichnet wurden, sind nach Angaben der Wallfahrtsstätte in Lourdes 68 als Wunder anerkannt worden. Zuletzt war es im Jahr 2012 der Fall der italienischen Ordensschwester Luigina Traverso, die an einer Beinlähmung litt und in der Mariengrotte geheilt wurde.Theiß kennt die Akte bis ins letzte Detail: „Sie hat uns Jahre beschäftigt.“ Denn die Heilung der heute 79 Jahre alten Nonne geht bereits auf das Jahr 1965 zurück. Damals war sie mit ihrem gelähmten Bein auf einer Tragbahre in den Gottesdienst getragen worden – und konnte plötzlich den Fuß wieder bewegen. „Sie ist heute noch gesund“, sagt Theiß. Eine medizinische Erklärung für die Heilung gebe es auch nach eingehender Prüfung „nach dem heutigen Stand der Wissenschaft“ nicht.
Der Mediziner glaubt eigentlich nicht an Wunder
„Wir Mediziner sprechen nicht von Wundern“, sagt der Naturwissenschaftler Theiß. Er ist der Überzeugung, dass es zu Spontanheilungen auch an anderen Orten der Welt kommen kann. „Es gibt überall Dinge, die man nicht erklären kann“, meint der gebürtige Rheinländer, der die Aufgabe in Lourdes-Komitee 1993 von seinem Vater übernommen hat. Das Besondere in Lourdes sei, dass hier viele Kranke an einem spirituellen Ort zusammenkämen. Ob er einem Kranken, der gelähmt sei oder an Multipler Sklerose leide, zu einer Wallfahrt nach Lourdes raten würde? „Nicht als Therapie“, sagt Theiß. „Wenn ich aber merke, dass er gerne dorthin möchte, dann unterstütze ich ihn.“
Kommentar:
Kurz bevor ich vor ein paar Jahren nach Lourdes kam, hatte ich daheim mit kolloidalem Silber experimentiert. Kolloidales Silber sind Nano-Silber-Partikel, welche als Antibiotikum gehandelt werden. Das angereicherte Wasser, das ich trank, schmeckte entsprechend nach Silber. In Lourdes kaufte ich einen dieser Plastikkanister und füllte mir auch etwas von dem „heiligen“ Wasser ab. Als ich davon trank, staunte ich nicht schlecht – es roch genau gleich wie das mit Silberpartikeln durchsetzte Wasser. Daraus schloss ich, dass das heilende Wasser irgendwo unterwegs an Silber vorbeifliesst und dann antibiotisch wirkt. Kein Wunder, wird ein Teil der Menschen also schon mal gesund.
Die Energie von Hoffnung, Freude und Zuversicht, die allerdings in Lourdes herrscht, ist so intensiv wie ich mir etwa die Zeit der Blumenkinder vorstelle, die ich selber noch nicht miterlebt hatte. Alle haben sich gern, es geht nur um wirklich Wichtiges, einmal abgesehen von den vielen Souvenirständen, nämlich um Begegnung, die Hinwendung zum Positiven und das totale Vergessen all dessen, das uns in der Hektik des Alltags belasten könnte. Dass es sich dabei leichter glauben lässt, liegt auf der Hand. Und dass dem, der glaubt, geholfen wird, steht nicht nur in der Bibel schwarz auf weiss. Es ist für mich keine Schande zu gestehen, dass ich auch in der PRAXIS viel mehr bewirken kann, wenn jemand mit der echten Überzeugung kommt, er könne Hilfe erfahren. Die Absicht geht der Energie voraus, das wussten schon die Schamanen der Naturvölker, und die heutigen Quantenheiler nutzen dieses Wissen im abgekürzten Verfahren in ihren Minutenheilungen, leider. Nicht, dass ich diese Möglichkeit nicht zu schätzen wüsste. Aber ich muss gestehen, es geht mir manchmal etwas zu schnell zu und her. Da bietet Lourdes etwas Althergebrachtes, was zusätzlich zur heilenden Atmosphäre beitragen kann – Langsamkeit. Man muss überall anstehen, und es spielt keine Rolle, denn es gibt nichts zu erledigen. Rollstühle haben Vorrang, und mir wurde einmal mehr bewusst, wie sehr wir diese Menschen brauchen, die uns wieder bewusst machen, dass der Unterschied zwischen Ihnen und uns wegfällt, wenn das wegfällt, woran wir uns im Alltag so gerne klammern: unser Bild davon wie es laufen muss!
Bei all dem stellt sich mir doch vielmehr die Frage, warum wir uns überhaupt fragen müssen, ob eine Heilung ein Wunder ist oder nicht. Sollten wir nicht vielleicht das Augenmerk wieder mehr darauf richten, das LEBEN in seiner Vielfalt etwas mehr als Wunder zu betrachten? Ich wünsche Ihnen wundervolle Zeiten…
Nachtrag 2023:
Ein spannender Beitrag über die Wunder von Lourdes aus mehreren Blickwinkeln findet sich HIER.