Das mitfühlende Herz kann nur umfassend mitfühlend sein. Also auch sich selbst gegenüber. Einseitiges Mitfühlen ist polar, nicht authentisch und immer auch Ausdruck von Kontrolle und Macht.
Deshalb erlebt das tibetische Volk, welches sich das Erlernen des Mitfühlens als oberstes Gebot erwählt hat, den Gegenpol im Aussen über die Besetzung durch China. Tatsächlich muss es das Ziel dieses Volkes sein, das Mitfühlen zu erlernen: sich selber gegenüber! Das Ziel ist es, die Kontrolle über sich selber aufzugeben, um sich zuzugestehen, sich selber gegenüber mitzufühlen, statt dem Nächsten, sich auch durchzusetzen gegenüber dem Nächsten! Die friedvolle Haltung ist, wo sie einseitig ist, Ausdruck einer Scheinharmonie, weil sie genauso ein Machtanspruch ist und der wirklichen Konfrontation ausweicht. Deshalb war die Konfrontation mit dem chinesischen Volk nicht zu vermeiden, welches den Gegenpol darstellt.
Tatsächlich hat sich das tibetische Volk kollektiv der Welt zur Verfügung gestellt, um sie Mitgefühl zu lehren durch seinen Weg!
Simone Steiger