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Information über Oxytocin in der PRAXIS für Gesundheit und Lebensfreude

Oxytocin – Besser als Viagra

Artikel Kuschelhormon Oxytocin besser als Viagra?

auf Medizin24.tv vom 15. April 2013 im Zitat:

„Schenkt man den Medien Glauben, dann hat das Kuschelhormon Oxytocin das Potential, die Welt besser zu machen. Es ist als Allzweckwaffe einsetzbar: Positive Wirkungen sollen bei Depressionen und Autismus, beim Sozialverhalten und auch bei der erektilen Dysfunktion durch Oxytocin auftreten. Oxytocin ist zunächst einmal ein weibliches Hormon. Es wird nach dem Sex und nach der Geburt ausgeschüttet und soll für eine besonders enge Mutter-Kindbeziehung sorgen.

Das Kuschelhormon Oxytocin hat das Potential, die Welt besser zu machen – Massage setzt es frei!

Versuche zeigten aber auch Wirkungen von Oxytocin auf den Mann. Unter der Gabe von Oxytocin war er mehr seiner Partnerin zugewandt und weniger empfänglich für Reize anderer möglicher Sexualpartner. Dies führte dazu, dass Oxytocin auch als Treuehormon bezeichnet wird. Auch soll Oxytocin den Mann in seinem Sozialverhalten verändern. Bei Schimpansen, die sich sehr intensiv der gegenseitigen Fellpflege hingaben, wurde ein besonders hoher Oxytocingehalt im Urin nachgewiesen – vorausgesetzt man war sich vorher schon freundschaftlich verbunden. Bei Versuchen liehen sich Männer mit hohem Oxytocingehalt im Blut untereinander mehr Geld als solche ohne erhöhten Kuschelhormonspiegel.

Wissenschaftler der Universität in San Diego, die mit Oxytocin einen Mann mit einer Bindungsstörung behandelten, stellten fest, dass sich nicht nur das Sozialverhalten des Mannes unter der Gabe des Hormons als Nasenspray verbesserte, sondern sich auch eine vorliegende Impotenz (erektile Dysfunktion) verbesserte. Fachleute sehen im Oxytocin-Nasenspray das Potential, den Blockbuster Viagra eines Tages abzulösen, zumal es offensichtlich weniger Nebenwirkungen und eine schnellere Wirkung als der Klassiker Viagra zeigt.

Kritische Wissenschaftler sehen aber noch einen langen Weg bis Oxytocin in der Medizin so vielseitig einsetzbar sein könnte. Zu unsicher sind die bisherigen Erkenntnisse: Die Verteilung der Oxytocin-Rezeptoren sind zu wenig bekannt, die Versuchssituationen lassen keinen einheitlichen Standard erkennen und die Wirkungsweisen der Oxytocin-Medikation auf die einzelnen Probanden ist noch zu unterschiedlich.“

Kommentar:

Klingt fantastisch! Ich habe selbstverständlich gleich im Internet für Sie weiter geforscht, wie man sich dieses Wissen aktiv zu nutzen machen könnte. Dabei bin ich auf folgenden Artikel „Oxytocin – das völlig überschätzte Kuschelhormon“ auf Online-Focus vom 25. Oktober 2012 gestossen, hier ebenfalls im Zitat:

„Oxytocin ist eine körpereigene Substanz, die gegen Angst und Depressionen helfen soll. Die Wirkung des Hormons wird allerdings deutlich überbewertet.
Sie sind nervös vor einem Date? Sie könnten auf die Idee kommen, sich das Oxytocin-Spray „Liquid Trust“ im Internet zu bestellen, 7,5 Milliliter für 37 Euro, und sich damit einzusprühen. Sie hoffen, dass Ihr Gegenüber Ihnen dann unbewusst vertraut und sich Ihnen verbunden fühlt? Schön wär’s. Wahrscheinlich warten Sie darauf vergebens. Denn das als Kuschel-, Bindungs- und Vertrauenshormon angepriesene Oxytocin wird häufig überschätzt. Das ist nicht überraschend angesichts zahlreicher Medienberichte über die wahren Wunder, die es vollbringen soll: Bei Beziehungsstress helfen, Treue sichern, für mehr Einfühlungsvermögen und Kooperation sorgen sowie Aggressivität mindern.Fest steht: Das Hormon, das wie die körpereigenen Opiate zur Gruppe der Neuropeptide gehört, mischt beim zwischenmenschlichem Verhalten mit. Es wird während der Geburt und beim Stillen im mütterlichen Gehirn ausgeschüttet und stärkt so die Bindung zum Säugling. Auch bei liebevollen Berührungen aller Art bis hin zum Orgasmus wird der Stoff bei Frauen und Männern freigesetzt, daher auch sein Ruf als „Liebes- und Orgasmushormon“.Von öffentlichem Interesse beflügelt, stieg die Zahl der Studien etwa ab 2005 stark an. Mehrere Forschergruppen wiesen nach, dass verabreichtes Oxytocin im Tierversuch wie auch bei Menschen das Vertrauen festigt, Konflikte und Ängstlichkeit reduziert und das soziale Verhalten verbessert. In Frankreich wurde die Substanz jüngst erfolgreich an Patienten mit dem Prader-Willi-Syndrom getestet, einem Gen-Defekt, bei dem es den Betroffenen eklatant an Vertrauen mangelt.
Autismus und SchizophrenieOxytocin ist deshalb ein Hoffnungsträger für Therapien gegen psychische Krankheiten wie Autismus, Angst- und Persönlichkeitsstörungen sowie Schizophrenie. Ein Forscherteam um Kai MacDonald an der San Diego School of Medicine der University of California prüft zurzeit den Einsatz gegen Depressionen. Der Stoff könnte als pharmakologische Ergänzung bewährter Therapien dienen. Neue Studien wecken allerdings Zweifel daran, dass Oxytocin auf alle Menschen gleichermaßen positiv wirkt. Die Einwände kommen von mehreren Seiten.Eine Forschergruppe um die New Yorker Psychiaterin Jennifer Bartz nahm sich 2011 die wichtigsten Untersuchungen der vergangenen Jahre vor. Bestätigt wurde, dass die Substanz das Verhalten der Versuchspersonen verändert. „Die Effekte werden aber von vielen äußeren Faktoren beeinflusst“, sagt Bartz. So spielen zum Beispiel die Rahmenbedingungen eines Experiments wie Testsituation, Messzeitpunkt und Aufgabenstellung eine Rolle. Außerdem zeigten viele von Bartz geprüfte Experimente nicht die typische positive Wirkung oder erbrachten gar kein aussagekräftiges Ergebnis. Die Bilanz der 52 geprüften Oxytocin-Studien war ernüchternd: 26 waren signifikant, bei fast ebenso vielen, nämlich 20, stellte sich kein signifikanter Effekt ein. Bei 6 Untersuchungen wurde kein Ergebnis berichtet. Manche Versuche hatten überdies ergeben, dass die Wirkung entscheidend von den Versuchspersonen selbst abhängt.Oxytocin kann Feindseligkeit schüren„Jeder Mensch hat ein individuelles Hormonsystem, in dem nicht nur der Hormoncocktail unterschiedlich ist, sondern auch die Empfindlichkeit der Rezeptoren für die Hormone“, erklärt Markus Heinrichs vom Lehrstuhl für Biologische und Differentielle Psychologie an der Universität Freiburg. „Vor allem genetische Varianten beeinflussen die Wirkung von Oxytocin, wie unser Team im Hinblick auf Stressreaktionen belegt hat.“ Probanden mit einer bestimmten Variante des Oxytocin-Rezeptor-Gens profitieren demnach deutlich von sozialer Unterstützung durch eine nahestehende Person – im Gegensatz zu Versuchsteilnehmern mit einer anderen Variante des Gens.Mehrere Studien kamen zu dem Schluss, dass Oxytocin sogar eine negative Wirkung haben kann. Bei Säugetiermüttern fördert es zwar die Brutpflege, aber auch die Aggression gegen Eindringlinge, wie eine Forschergruppe an der Universität Regensburg herausfand. Untersuchungen von Carsten de Dreu an der Universität Amsterdam weisen in eine ähnliche Richtung: Oxytocin verstärke Ethnozentrismus, also die Feindseligkeit gegenüber Personen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören, während der Kontakt innerhalb der Gruppe besser werde.“

Zusammengefasst heisst das einmal mehr: nicht zu sehr am Wunder Natur herumdoktern sondern darauf vertrauen, dass wir perfekte Wesen sind, mit allem Nötigen für den richtigen Moment bestens ausgestattet! Wichtig ist dabei einzig, zu sich selbst und der Umwelt angemessen Sorge zu tragen, jeden Tag etwas für die Gesundheit und das Lebensglück zu tun.

PS: Es darf dabei ruhig auch gekuschelt werden, aber Vorsicht: gemäss obiger Studie nur innerhalb der eigenen Gruppe!

Wer gerade niemandem zum Kuscheln um sich hat, dem empfiehlt sich ein Coaching in der PRAXIS für Gesundheit und Lebensfreude zur Erweiterung des Handlungsspielraums, um dies effizient zu ändern!

Und wer etwas zur Stärkung des hormonellen Gleichgewichtes tun will, dem sei dazu „Maca“ empfohlen.

Ein weiterer Artikel zum Thema findet sich in der WELTWOCHE vom 21. April 2013, hier ebenfalls im Zitat:

„Das dürfen Sie uns glauben: Mit Oxytocin ist Ihr Mann nie mehr untreu, und Sie verlieren die Angst vor anderen – sofern er eine Maus ist und Sie Sozialphobikerin sind. Die Entdeckung von Schweizer Forschern könnte dennoch aufregend werden.

Von Suzann-Viola Renninger

Ein Schuss in die Nase, und alles wird gut. Die Studenten, die sich freiwillig für den Versuch gemeldet hatten, wussten nicht genau, was auf sie zukam. Sie waren zu einem Experiment am Institut für empirische Wirtschaftsforschung der Universität Zürich angetreten, bei dem ihr Investitionsverhalten unter dem Einfluss eines Hormons getestet werden sollte.

Im Labor wurden sie in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen, die «Investoren», erhielten ein Fläschchen mit dem Neurohormon Oxytocin oder einem Plazebo, das sie sich in die Nasenlöcher spritzten. Zusätzlich bekamen sie vom Versuchsleiter Geld, das sie in ein Projekt der zweiten Studentengruppe, der «Kreditnehmer», investieren konnten. Das braucht Vertrauen, vor allem, wenn man nicht weiss, mit wem man es zu tun hat. Denn die Investoren waren mit den Kreditnehmern nur via Computerbildschirm in Kontakt und hatten keine Ahnung, auf welchen ihrer Studienkollegen sie sich einliessen. Das überraschende Ergebnis: Mit Oxytocin in der Nase fielen die Kredite grosszügiger aus als ohne. Das Oxytocin hatte ihr Vertrauen erhöht.

Premiere für die Psyche

Dass das Neurohormon eine solche Wirkung zeigt, erstaunte selbst den Zürcher Psychologen Markus Heinrichs, der bei den Untersuchungen mit dabei war: «Ich hätte gewettet, dass es nicht funktionieren wird.» Der Mensch, so dachte er, sei zu kompliziert, als dass mit einem Hormon etwas Komplexes wie sein Vertrauen beeinflusst werden könnte. Die Wette hätte er verloren: In dieser Woche berichtet er mit seinen Kollegen im britischen Fachjournal Nature über das Experiment. Es ist das erste Mal, dass man in einem experimentellen Setting der Wirtschaftswissenschaften den Einfluss eines Hormons auf die menschliche Psyche zeigen konnte. «Mit unserer Studie haben wir einen ersten Baustein der biologischen Grundlage von Vertrauen nachgewiesen», fasst Michael Kosfeld, einer der beteiligten Forscher, das Ergebnis zusammen.

Die Autoren der Studie hatten sich bei einem Vortrag an der Universität Zürich vor zwei Jahren kennen gelernt. Markus Heinrichs berichtete damals über seine Erfahrungen mit Oxytocin, das er in der klinischen Forschung unter anderem bei Patienten mit Angststörungen einsetzt. Die Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr und Michael Kosfeld waren unter den Zuhörern. Noch am selben Abend entstand der Plan für das Projekt, in dem Forscher der psychologischen und der ökonomischen Fakultät in einer seltenen Kombination zusammenspannten.

Von der Wirkung des Oxytocins auf das Verhalten von Menschen war bis zu den Experimenten der Zürcher nicht allzu viel bekannt. In der Medizin galt es lange Zeit vor allem als «Frauenhormon». Denn Oxytocin, das im Gehirn produziert wird, löst die Geburtswehen aus und fördert beim Stillen den Milchfluss. Frauen, die Probleme beim Stillen haben, bekommen es daher manchmal verschrieben.

«Langzeitklebstoff für Beziehungen»

Dass das Hormon viel weiter gehende Wirkungen bei Menschen haben könnte, lassen Beispiele aus der Tierforschung vermuten. Bergwühlmäuse aus Nordamerika etwa sind aggressive Einzelgänger und polygam, führen also keine feste Partnerschaft – wie die meisten anderen Tierarten auch. Die mit den Bergwühlmäusen nahe verwandten Präriewühlmäuse hingegen sind monogam und bleiben sich ein Leben lang treu. Seitensprünge gibt es nicht, gemeinsam ziehen Weibchen und Männchen die Jungen gross.

Eine hormonelle Erklärung für den Unterschied wurde vor einigen Jahren gefunden: Im Gehirn der Präriewühlmäuse sind mehr Oxytocinrezeptoren als bei den untreuen Bergwühlmäusen. Wird den treuen Präriewühlmäusen aber ein Blocker verabreicht, der die Rezeptoren für Oxytocin ausschaltet, verhalten sie sich wie die Bergwühlmäuse: Sie zeigen «wahlloses Kopulationsverhalten», wie es Zoologen nennen. Wird umgekehrt in das Erbgut der spitzen Bergwühlmäuse das Gen für Rezeptoren des Hormons Vasopressin geschleust (das Oxytocin sehr ähnlich ist), werden sie monogam und bleiben lebenslang treu.

Als diese Beobachtungen veröffentlicht wurden, wurde das Hormon schlagartig bekannt – angeheizt durch den Umstand, dass Oxytocin auch beim Orgasmus ausgeschüttet wird. Es wurde als Kuschel-, Sex- und Orgasmushormon bezeichnet, als «Langzeitklebstoff» für Beziehungen und als chemische Garantie für die «wahre Liebe». Manche sahen schon die Pille für den untreuen Mann auf dem Markt. Selbst die Fachzeitschrift Nature titelte: «Kann eine Gentherapie promiskes Verhalten therapieren?», und liess damit fast vergessen, dass es sich bei den Experimenten nur um Wühlmäuse drehte.

Beim Menschen ist die Forschung noch nicht so weit. «Einschlägige Studien zum Einfluss von Oxytocin auf die Qualität der Partnerschaft beim Menschen werden zurzeit durchgeführt», so Markus Heinrichs, «doch noch kann nichts Eindeutiges gesagt werden.»

Die Interpretation der Hormonexperimente an Menschen ist voller Fallen. Denn die Versuchung, die psychologischen Vokabeln aus dem Alltagsgebrauch zu verwenden, ist gross. So war auch bei dem Experiment im Labor der Wirtschaftswissenschaften anfangs nicht klar, ob das Oxytocin wirklich das Vertrauen erhöhte. Hätte es nicht auch sein können, dass das Hormon die Studenten so high gemacht hatte, dass sie im euphorischen Überschwang die Welt umarmt und alles verschenkt hätten? Vielleicht gaben sie dem Unbekannten auch nur deswegen mehr, weil sie generell risikofreudiger geworden waren?

Dass dem nicht so war, konnten die Forscher in einer zweiten Versuchsrunde zeigen, mit einem Risikoexperiment. Diesmal war das Gegenüber keine unbekannte Person, sondern ein Computer. Er simulierte nach einem Zufallsmechanismus das Verhalten der Versuchsteilnehmer: Entweder behielt er das anvertraute Geld «egoistisch» für sich, oder er teilte es «fair» auf. Das Risiko, dass das Vertrauen der Studenten missbraucht wurde, war beim menschlichen wie beim digitalen Gegenüber gleich.

Doch bei dieser Versuchsanordnung blieb das «Vertrauenshormon» ohne Wirkung. Die Studenten schenkten nur den unbekannten Studienkollegen ihr höheres Vertrauen, nicht dem Computer. Trotz des Oxytocinsprays waren sie nicht bereit, mehr zu investieren, wenn sie wussten, dass ihr Gegenüber kein Mensch war. «Mit mehr Oxytocin im Hirn würde sich also nicht das Vertrauen in die Börse erhöhen», sagt der Ökonom Michael Kosfeld. «Die Börse ist eine anonyme Institution. Das Hormon fördert nur das Vertrauen in soziale Begegnungen, wie sie im Privat- und Geschäftsleben ständig stattfinden.» Befürchtungen sind daher unbegründet, mit Oxytocin könnte das Verhalten von Menschen ausserhalb sozialer Begegnungen gesteuert werden. Doch wie steht es mit der Manipulationsgefahr, wenn wir anderen Menschen vertrauen sollen?

Im Tränengas? Im Supermarkt?

Als die Untersuchungen des Forscherteams letztes Jahr durchsickerten, schossen in den Chatrooms die Spekulationen ins Internet. Oxytocin könnte, so eine Verschwörungstheorie, längst Bestandteil von Tränengas sein, um das Vertrauen in die Polizei zu erhöhen. Auch die zum Experiment geladenen Studenten diskutierten über Missbrauch: Die Luft in Supermärkten und Warenhäusern könnte mit dem Hormon angereichert werden, und warum sollte es nicht der Personalmanager ins Glas Mineralwasser träufeln, damit der Knebelvertrag vertrauensvoll unterschrieben wird?

Die Befürchtungen sind zurzeit schon deswegen unbegründet, weil Oxytocin nur als Nasenspray auf das Verhalten wirkt. Ausserdem hat es eine geringe Halbwertszeit, bereits nach wenigen Minuten ist es abgebaut. Es fragt sich auch, ob ein Versicherungsvertreter, der einen Prospekt mit Fotos glücklicher Familien im Eigenheim zeigt, nicht mehr manipuliert als heimlich verabreichtes Oxytocin.

Michael Kosfeld sieht die Zukunft seiner Forschung in einem anderen Feld: «Jetzt, wo wir von dem Zusammenhang zwischen der Substanz und dem Vertrauen wissen, können wir uns Fragen stellen: In welchen sozialen Situationen wird Oxytocin von unserem Gehirn tatsächlich produziert und somit unser Vertrauen in die Situation gesteigert?» Auf diese Weise könnte man mehr darüber erfahren, wodurch genau wir in unserer Umgebung manipuliert werden.

Vorspiel, Schnuller, Wagenheber

Markus Heinrichs hat noch eine andere Wirkung von Oxytocin gefunden. Bei Männern mit erhöhten Oxytocinwerten im Hirn kann die Erinnerung aussetzen, wenn es um Erotik und kleine Kinder geht. Der Forscher zeigte Männern Dias mit Begriffen, die sich auf Sex, Babys, Süssigkeiten oder Autos bezogen, also Wörter wie Vorspiel, Schnuller, Torte oder Wagenheber. In einem Test wurde überprüft, was davon im Gedächtnis hängen geblieben war. Eigentlich wollte Heinrichs damit zeigen, dass Oxytocin das Kurzzeitgedächtnis negativ beeinflusst. Doch völlig unerwartet erinnerten sich Männer, die sich Oxytocin in die Nase gesprüht hatten, nur schlecht an das Vorspiel und den Schnuller. Die Torte und der Wagenheber waren ihnen besser im Gedächtnis hängen geblieben.

Über die Erklärung für diese selektive Gedächtnisleistung kann nur spekuliert werden. Möglicherweise zeigen sich hier Spuren von weit in die Evolution zurückreichenden Fortpflanzungsstrategien: Nach der Zeugung rennen Männer eher davon, die Frauen bleiben zurück und kümmern sich um den Nachwuchs. Für den Mann ist es daher nicht relevant, Informationen über gehabten Sex und die möglichen Folgen in der Erinnerung zu behalten. Dass die höchsten Oxytocinwerte beim männlichen Orgasmus gefunden werden, könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Spekulation nicht abwegig ist.

Konsequenzen haben die neuen Forschungen bisher vor allem für die Medizin und die Psychotherapie. Während Markus Heinrichs in den ersten Jahren noch belächelt wurde, weil er sich – eine Ausnahme unter seinen Kollegen – mit dem «Frauen- und Stillhormon» beschäftigte, ist durch seine Studien inzwischen deutlich geworden, wie wichtig das Hormon für das subjektive Wohlbefinden ist und für unsere Fähigkeit, mit sozialen Situationen angstfrei umzugehen.

Heinrichs arbeitet nicht nur als Forscher am Psychologischen Institut der Universität, sondern auch als Psychotherapeut für Sozialphobiker. Das sind Menschen, die unter krankhafter Schüchternheit leiden. Viele trauen sich kaum in die Gesellschaft anderer Menschen, schon das Grüssen der Kassiererin beim Einkaufen kann zur unüberwindbaren Hürde werden. Auch Manager können plötzlich von der Phobie befallen werden, nachdem sie jahrelang im Mittelpunkt des Interesses gestanden und souverän Sitzungen geleitet hatten.

Die krankhafte Angst vor sozialen Begegnungen ist weitverbreitet. Nach Depression und Alkoholismus ist die soziale Phobie weltweit die dritthäufigste behandlungsbedürftige psychische Störung. Mehr als ein Drittel der Sozialphobiker galten bislang als therapieresistent, ihnen konnte weder mit den üblichen Psychopharmaka noch mit einer Verhaltenstherapie geholfen werden. Für sie sieht Markus Heinrichs im Oxytocin die Chance, doch noch einen Weg aus der Krankheit zu finden. Sprühten sich die Patienten vor einer Angstsituation Oxytocin in die Nase, war ihre Schwellenangst geringer. Sie spürten gewissermassen einen Rückenwind, der ihnen half, den ersten, oft als besonders schwierig empfundenen Schritt unter die Menschen zu machen. Doch Oxytocin allein bewirkt keine Wunder. «Es hilft nur in Kombination mit einer Verhaltenstherapie», sagt Heinrichs. «Hier allerdings sind die Erfolge vielversprechend.»

Das Hormon muss nicht von aussen zugeführt werden, damit sich eine grössere Gelassenheit einstellt. Viele Frauen berichten, dass sie beim Stillen ihres Kindes ruhiger werden und abschalten können. Dieses Empfinden ist sehr wahrscheinlich auf das Oxytocin zurückzuführen, das bei einer stillenden Mutter im Gehirn vermehrt freigesetzt wird. Doch nicht nur das saugende Baby regt die Oxytocinproduktion im Gehirn an; eine Nackenmassage kann dieselbe Wirkung haben.

Bei Frauen etwa helfen die massierenden Hände des Partners, einen nur schon vom Hörensagen furchteinflössenden Standardtest der Psychologie besser zu meistern. Dabei müssen sie vor einem unbekannten Gremium, allein im Scheinwerferlicht und gefilmt von einer Kamera, ein Bewerbungsinterview durchhalten. Mit der Nackenmassage schlug das Herz der Frauen ruhiger, zitterten die Hände weniger und behielt das Gesicht eine rosigere Farbe. Auch stiegen die Werte des Stresshormons Cortisol weniger an. Frauen, die vorher keine wohltuenden Hände gespürt hatten, erging es beim Interview weitaus schlechter. Die positiven Effekte der Massage werden massgeblich durch erhöhte Konzentrationen von Oxytocin im Gehirn vermittelt.

Bemerkenswert ist, dass Frauen wohlwollendes Zureden des Partners weit weniger hilft als Massage. Im Gegenteil: Gibt er gute Ratschläge, schneiden sie im Stresstest schlechter ab, als wenn sie sich allein auf das Interview vorbereitet haben. Massierende Männer helfen, redende Männer schaden.“