Warum ein gesunder Arbeitsplatz kein Spielplatz sein muss, und wie er sein muss um eine Wohlfühl-Oase zu sein
Bereits vor einigen Jahren musste ich ein Gutachten verfassen für einen Polizisten. Diese wünschte sich für den Arbeitsplatz im Innendienst ein Stehpult. Da Polizisten im Aussendienst in Vollausrüstung bis zu 30 kg an Material und Weste mit sich herumtragen, ist es für sie unumgänglich bestmöglich zu Ihrem Rücken Sorge zu tragen. Umso erstaunlicher, dass er für die Verbesserung seiner Arbeitsbedingungen eigens einen Antrag inklusive eines gesundheitlichen Attests stellen musste.
In der heutigen Geschäftswelt, in der längst erkannt wurde, dass der Mensch das eigentliche wirtschaftlichen Potenzial darstellt, sollte eine unterstützende Arbeitsumgebung selbstverständlich sein. Jedoch…
Wie ist ein gesunder Arbeitsplatz unterstützend?
Ein Arbeitsplatz ist förderlich, wenn der Körper kräftesparend, den natürlichen Gegebenheiten entsprechend eingesetzt werden kann. Die Arbeitsumgebung sollte es möglichst vereinfachen, anstehende Arbeit zu erledigen.
Maschinen sollten den Menschen unterstützen und nicht versklaven. Das psychische Wohl des Arbeitnehmers hängt auch vom richtigen Verhältnis punkto Technologie – Menschlichkeit ab.
Ein gelungenes Betriebsklima ein absolutes Muss. Die Zusammenstellung der Teams ist ebenso Bestandteil davon wie die Art der Arbeitsteilung, Gestaltung und Strukturierung der Arbeitsinhalte, sowie die Arbeitszeitgestaltung.
Das körperliche Wohl bei der Arbeit
Viele wichtige Hinweise für optimale Arbeitsplatzgestaltung bietet die Suva. Die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes beinhaltet beispielsweise die korrekte Einstellung von Tisch- und Stuhlhöhe oder die Platzierung von Dokumenten und Tastatur. Sie finden aber auch den Hinweis, dass der Mensch von seinem Körperbau her dafür geschaffen wäre, sich täglich 80 km weit zu bewegen. Kompensatorisch empfiehlt daher die Suva gezielte Übungen.
Den Flyer dazu findet man allerdings dort nicht mehr vor. Im Grunde ist dies auch besser so, denn eine geglückte Prävention bedingt wie überall auch für den körperlichen Ausgleich ein individuelles Vorgehen. Es empfiehlt sich daher, wenn Tisch und Stuhl optimal eingestellt worden sind, ein kurzes Briefing mit einer Fachperson, die auf einen Blick sagen kann, welche Muskeln gezielt entspannt und welche trainiert werden sollten, und was sonst noch zu beachten ist, um das natürliche Gleichgewicht im Körper aufrecht zu erhalten.
Besondere Tipps für eine „Wohlfühl-Oase Arbeitsplatz“ von Art Solutions
Ablenkungen vermeiden
Google als Arbeitgeber setzt auf den ultimativen Spielplatz für grosse Kinder. Alles ist farbig, die Kreativität anregend, spielerisch, man darf sich bewegen wohin und wie oft man will – wunderbar!
Das mag passen für alle Menschen, die ihrem Geist kindermässig keine Grenzen setzen und daher entsprechend brillant sind aber nicht so richtig erwachsen sein wollen. Da Google bekanntlich eines der grösstmöglichen Luftschlösser, da rein virtuell, ist, passt das dann ja auch. Wer bei google arbeitet, ist irgendwie ziemlich weit weg von dieser Erde…
Für alle anderen – und das bedeutet nicht, die besseren, sondern bloss die anderen – die nicht nur kreativ virtuell unterwegs sind, mag es helfen, Ablenkungen bestmöglich auszuräumen. Denn die kreativsten Inputs können einem möglichen „Flow“ entgegenwirken und zum Stressfaktor werden. Dies gilt für den bereits im Schulalter beliebten und dennoch leicht hinderlichen Fensterplatz ebenso wie E-Mails, Anrufe oder Raumgespräche.
Mit dem Rücken zur Wand
Für einmal der optimale Platz im Bürozimmer. Er gewährt die Übersicht, vermittelt damit Sicherheit und verhindert das unbewusste, ungute Gefühl, von hinten überraschend angegriffen zu werden. Obwohl uns tausende von Erfahrungsgenerationen nach der Steinzeit kein Säbelzahntiger mehr auflauert, reagier unser Körper immer noch im Kampf-Flucht-Modus, wenn sich etwas hinter unserem Rücken abspielt. Die Energie schiesst dann zwar in Kopf (Wie rette ich mich?) und Beine (Wohin fliehe ich?), Entspannung und Verdauung allerdings laufen gleichzeitig amok. Und – ich möchte sie arbeitsspezifische Höchstleistungen vollbringen sehen, während ihr Körper gerade versucht nicht gefressen zu werden.
Auf Durchzug gestellt
…ist jemand, der sich bei der Arbeit widerstandslos zwischen Tür und Fenster aufhalten muss. Durchzug macht nur im Hochsommer Freude. So ist es auch während der Arbeit. Selbst wenn kein Lüftchen zwischen Tür und Fenster weht, empfindet der Mensch auf die Dauer innere Ruhelosigkeit. Alles kommt und geht, so auch fruchtbare Ideen, die Konzentration und persönliche Meinungen. Und wer möchte schon ein Fähnchen im Wind sein, das sich allen Strömungen anpassen muss? Auch hier gilt: Eine Wand im Rücken gibt Rückhalt. Nicht jeder ist schliesslich ein Präsident, der gleich selber bestimmen kann, wohin der Wind weht.
Dass daneben aber trotzdem nichts gegen frische Luft und gutes Licht spricht, dürfte heutzutage offensichtlich und selbstverständlich sein.
Perspektive „Brett vor dem Kopf“
Arbeiten mit dem Blick zur Wand mag zur Meditation einladen, da einem nichts Neues einfallen will und sich der Geist beruhigt. Mit der Zeit allerdings ist Einfallslosigkeit als Konträr zur googelschen Überbefantasierung nichts, was einen Chef erfreuen möchte. Es sei denn, es handelt sich um einen Vorgesetzten, der partout kein Andersdenken in seiner Firma duldet und mit solchen Sitzpositionen gleichzeitig seine Scheinautorität untermauern will. Wer nichts Lebendiges mehr wahrnehmen darf, verkümmert, das gilt für Patriarchen wie Autoritätsgläubige gleichermassen.
Die optimale Teamaufteilung im Büro
Es gibt verschiedene Grundtypen von Teamplayern:
- Der Quality Worker arbeitet nicht zeiteffizient, jedoch zeugen seine Endergebnisse von hoher Qualität.
- Das Gegenteil des Quality Workers ist der Productive Worker. Er erbringt schnell Leistung, gleichzeitig vernachlässigt er dabei aber die Qualität.
- Der dritte Mitarbeiter-Typ ist der Generalist. Er wird auch als «Allrounder» bezeichnet, da er eine Mischung aus Quality und Productive Worker darstellt.
Mit dem Auftrag, die Arbeitsleistung zu maximieren, fanden Forscher heraus, dass die Generalisten, im Gegenteil zu den Productive und Quality Workern, unter sich bleiben sollten, um ihre Produktivität konstant zu halten. Quality und Productive Worker sitzen im Optimalfall nebeneinander oder sich gegenüber und könnten sich somit ergänzen und ihre Schwächen ausgleichen. Dieses Phänomen wird auch als Spillover-Effekt bezeichnet.