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Hanna Arendt über das Böse

Das Böse – Hannah Arendt

Über die Radikalität des Bösen

“Ich bin in der Tat der Meinung, dass das Böse immer nur extrem ist, aber niemals radikal, es hat keine Tiefe und keine Dämonie. Es kann die ganze Welt verwüsten, gerade weil es wie ein Pilz an der Oberfläche wuchert. Tief aber und radikal ist immer das Gute.”

Hannah Arendt, Brief an Scholem (1963)

Hannah Arendt über das Böse

Hannah Arendt beschäftigte sich als Jüdin mit dem Holocaust und somit mit der Frage nach dem radikal Bösen. (Im Unterschied zu Immanuel Kant bezeichnet radikal bei ihr nicht “von der Wurzel” her, sondern “extrem”.)

Im Laufe der Zeit änderte sich ihre Auffassung des radikal Bösen. Massgeblich prägte sie Ihr Beisein am Nürnberger Prozess, wo Sie Eichmann als einen auf Funktionalität reduzierten Menschenerlebte und danach das Böse als banal bezeichnete. 

In der Folge wurde Hannah Arendt unterstellt, sie würde dem Bösen nicht genügend Gewicht verleihen, sondern es banalisieren. Tatsächlich war es umgekehrt: Gerade in der Banalität sah Arendt die Gefahr, da darin das Böse nicht mehr dingfest gemacht werden kann.

Banal nämlich insofern, als dass das Böse von ganz normalen Menschen verübt wird, welche reine Ausführende sind und sich selber nicht als Verantwortlich, sondern vielmehr als Befolgende von Anweisungen handelt. Das Böse kann sich insofern hinter diesen Ausführenden verbergen, hat kein wahres Gesicht mehr und ist somit auch nicht mehr greifbar.

Frühere Zitate über das Böse von Hannah Arendt

“Das radikal Böse ist das, was nicht hätte passieren dürfen, d. h. das, womit man sich nicht versöhnen kann, was man als Schickung unter keinen Umständen akzeptieren kann, und das, woran man auch nicht schweigend vorübergehen darf. Es ist das, wofür man die Verantwortung nicht übernehmen kann, weil seine Folgerungen unabsehbar sind und weil es unter diesen Folgerungen keine Strafe gibt, die adäquat wäre. Das heißt nicht, daß jedes Böse bestraft werden muss; aber es muss, soll man sich versöhnen oder von ihm abwenden können, bestrafbar sein.“ (1950)

“„Es gibt das radikal Böse, aber nicht das radikal Gute. Das radikal Böse entsteht immer, wenn ein radikal Gutes gewollt wird.“ (1953)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. E.Frey

    Guten Tag, ich bin zufällig auf Ihre Website gestossen wegen Ihres Eintrag über Hannah Arendt. Grundsätzlich habe ich mich gefragt, warum Sie Zitate von Hannah Arendt über das Böse wiedergeben, noch dazu derart zerstückelte, wohl verschiedenen Internetseiten entnommene Einträge, die sich widersprechen, wie die folgenden Aussagen (dies weil H.A. ihre Meinung im Laufe der Zeit geändert hat):
    “Es gibt das radikal Böse, aber nicht das radikal Gute. Das radikal Böse entsteht immer, wenn ein radikal Gutes gewollt wird.“ (1953)
    “Tief aber und radikal ist immer das Gute.” Hannah Arendt, Brief an Scholem (1963)
    Ausserdem: Der Prozess gegen Eichmann fand erst 1961 in Jerusalem statt und war nicht Teil der Nürnberger Prozesse. Ich nehme an, Sie möchten damit die BesucherInnen Ihrer Website beeindrucken, erreichen aber das Gegenteil damit. Freundliche Grüsse, E. Frey

    1. Simone Steiger

      Guten Tag Herr/Frau? Frey
      Ich werde dem sehr gerne nachgehen und den Inhalt entsprechend anpassen. Da ich selber nicht radikal gut bin, unterlaufen mir Fehler, das ist so. Hannah Arendt ist mir im Laufe meiner Psychodrama-Ausbildung begegnet, und ich habe die Inhalte, die mir damals vermittelt wurden, wiederzugeben versucht, weil sie mich damals sehr beeindruckt und entsprechend geprägt haben.
      Die Interpretation meiner Absicht hinter meinen Webinhalten muss ich natürlich den Lesern überlassen – sie sagt – wie alle Interpretationen – mehr über die Interpretierenden aus als über mich.
      Fröhliche Grüsse
      Simone Steiger

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